Viele denken, die totale Farbenblindheit sei das grösste Problem. Tatsächlich ist es aber das kleinste von allen. Die starke Blendempfindlichkeit und die geringe Sehstärke machen die Hauptprobleme im Alltag aus.

Im Moment merke ich meine Behinderung am meisten im sozialen Bereich. Mit Kindern hat lernt man so viele Menschen kennen, sei es in der Rückbildungsgymnastik, im Kindergarten, auf dem Spielplatz… Diese Bekanntschaften sind meist nur sehr oberflächlich, und ich erwähne dabei oft nicht meine Probleme mit den Augen. Ein paar Wochen später wenn ich den Bekannten dann wieder über den Weg laufe, dann kann ich sie nicht erkennen. (Ich würde wohl nicht mal meinen Mann erkennen, wenn er mich auf der Strasse – ohne was zu sagen - kreuzen würde). Die Leute denken dann oft, ich sei unfreundlich, und sprechen mich nicht drauf an. Das ergibt leider oft Missverständnisse und ich habe das Gefühl, dass ich mehr Energie dafür aufbringen muss einen Bekanntenkreis aufzubauen. Das frustriert mich momentan ein wenig.

Die schwache Sehschärfe merke ich vor allem beim Einkaufen an Theken, da kann ich die Schilder nicht lesen und muss leider meistens dasselbe kaufen, ausser der Kunde vor mir bestellt gerade etwas was sich spannend anhört ;-)

Im Zusammenhang mit den Kindern merke ich noch ein Handicap, wenn sie sich verletzen ist es schwierig für mich eine Wunde zu beurteilen. Zum einen wie schlimm es ist, zum andern ob es einen Fremdkörper drin hat. Ebenfalls zum Zeckenabsuchen brauch ich da meinen Mann.

Mein Leben empfinde ich aber nicht als trist oder farblos. Ich halte mich auch sehr gerne in der Sonne auf und freu mich sehr auf den kommenden Versuch mit getönten Kontaktlinsen.

Ich mag auch Sonnenuntergänge oder blühende Bäume, da gefallen mir besonders die starken Kontraste.

Farben bedeuten mir nichts. Ich lernte das Wiesen grün sind, der Himmel blau usw. Im Alltag sind sie absolut unwichtig und so verpasse ich wohl auch ab und zu ein Aktionsschild im Laden ;-)

Bei der Auswahl der Kleider achte ich auf den Schnitt und das Material. Ich ziehe mich nach meiner Lust und Laune an. Möglicherweise ist das nicht immer so kompatibel mit den farbempfindlichen Augen meiner Mitmenschen, was mich aber ausser bei einem Vorstellungsgespräch nicht weiter stört.